Für jeden Monat wurde eine Pflanze ausgewählt, die bekannter gemacht werden soll. Zur Winterszeit, wenn wachsende oder gar blühende Pflanzen selten sind, stellen wir aber auch mal einen Pilz oder eine Flechte vor.
Es handelt sich meist um Gewächse, die keine Seltenheiten darstellen, aber dennoch oft unbekannt sind. Bei der Auswahl wurde Wert darauf gelegt, dass die Pflanzen (und Pilze) in der Gegend um Winsen (Luhe) vorkommen und überwiegend leicht zu finden sind.
Nickender Blaustern (Scilla siberica)
Familie: Spargelgewächse
Klein, aber auffallend sind die Blüten des Nickenden Blausterns. Schon als Schüler war ich beeindruckt von deren intensiven Blau, und das zu einer Zeit im Jahr, in der in den Gärten, sieht man von Krokus und Schneeglöckchen ab, kaum was blüht.
Der Nickende Blaustern wird nur etwa 10 bis 20 Zentimeter hoch. Aus einer im Boden verborgenen Zwiebel wachsen an einem kurzen Spross im zeitigen Frühjahr zwei bis vier etwa einen Zentimeter breite linealische Laubblätter und ein oder mehrere Blütenstängel, die wiederum eine bis vier Blüten tragen. Die aus sechs Blütenblättern bestehenden Blüten haben einen Durchmesser von bis zu zwei Zentimetern. Sie sind im Unterschied etwa zum Zweiblättrigen Blaustern etwas glockig und hängen („nickend“) an ihren Stängeln. Der Nickende Blaustern blüht von März bis April.
Es handelt sich um eine sogenannte „Stinsenpflanze“. Das ist eine Gruppe von Pflanzen, zu denen auch das Schneeglöckchen zählt, die bei uns ursprünglich nicht heimisch waren und als Zierpflanzen eingeführt wurden. Diese Pflanzen können bei uns zwar überleben und gegebenenfalls auch verwildern, neigen aber nicht zu raumgreifender oder invasiver Verbreitung. Man findet den Blaustern, der ursprünglich in Vorderasien und Südrussland beheimatet ist, deshalb meist in oder in der Nähe der Gärten oder Parks, in denen er einmal gepflanzt wurde. Im Freiland gibt es wenige Funde, höchstens im Bereich von Plätzen, auf denen (illegal) Gartenabfälle mitsamt den Zwiebeln entsorgt wurden, trifft man ihn gelegentlich an.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, März 2023)
Huflattich (Tussilago farfara)
Familie: Korbblütengewächse
Manchmal schon im Februar, sicher aber im März, brechen bleistiftdicke, zunächst kurze Triebe aus dem Boden hervor. Sie strecken sich und man erkennt an ihren Enden je eine Blütenknospe. Das ist der Huflattich, einer unserer frühesten Frühblüher, der einmal nicht zur Verwandtschaft von Schneeglöckchen oder Krokus zählt. Vielmehr erkennt man an den Blüten Ähnlichkeiten zu Löwenzahn und Ringelblume.
Die Blütenstängel sind oft nur wenige Zentimeter lang, können aber auch bis etwa 30 Zentimeter in die Länge wachsen. Besonders nachdem das Blütenkörbchen verblüht ist und sich die mit weißen Haaren besetzten Samen bilden, streckt sich der Stängel weiter in die Höhe. Das begünstigt die Ausbreitung der Samen durch den Wind. Blätter sind zunächst nur in Form von kleinen grünen oder rötlichen Schuppen am Stängel vorhanden. Erst nach dem Verblühen folgen die bis 20 Zentimeter breiten, oft herzförmigen Laubblätter. Sie sind gezähnt und mit einem dunklen Saum versehen. Der Huflattich ist eine Staude, deren oberirdische Teile Jahr für Jahr neu gebildet werden. Er vermehrt sich nicht nur über Samen, sondern auch durch meterlange unterirdische Ausläufer.
Der Huflattich blüht im Zeitraum Februar bis April. Er ist eine der ersten Nahrungsquellen im Jahr für Insekten. Die Blütenkörbchen werden gern von Bienen, Schwebfliegen und verschiedenen Schmetterlingen aufgesucht. Man findet die Pflanze auf feuchten bis mäßig feuchten Standorten, gern unter vollem Sonnenlicht. Bodensaure Verhältnisse werden vom Huflattich gemieden. Als Pionierpflanze auf Rohböden mit Lehm oder Ton kommt er oftmals in größeren Beständen im Bereich von Baustellen, Abbaugruben, Straßenböschungen usw. vor.
Der Huflattich ist über weite Teile Europas, Afrikas und Asiens verbreitet. Bei uns ist er auf geeigneten Standorten häufig und er gilt als nicht gefährdet.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Februar 2023)
Birkenporling (Fomitopsis betulina)
Familie: Baumschwammverwandte
Birken sind häufige Bäume. Dementsprechend findet man oft auch kranke oder bereits abgestorbene Exemplare und an diesen kann man einen auf diese Baumart spezialisierten Pilz entdecken, den Birkenporling. Selbst an bereits umgestürzten Bäumen wächst er.
Birkenporlinge wachsen von Juni bis November von zunächst knollenförmigen Gebilden zu konsolenartigen Pilzen aus der Rinde kranker oder toter Birken heraus. Sie wachsen meist einzeln und verbleiben lange an den Stämmen, so dass man sie auch im Winter findet. Die Unterseite ist flach und trägt eine weiße, bald grau werdende Porenschicht, in denen sich die Sporen des Pilzes entwickeln. Die Oberseite ist kissenartig gewölbt und in der Draufsicht oft nierenförmig. Die Färbung der Haut auf der Oberseite ist zunächst weißlich, bald ockerfarben oder braun. Die Huthaut ist bei älteren Pilzen häufig rissig. Die Ansatzstelle am Stamm weist häufig einen Buckel auf, wie auch auf einem der Fotos zu erkennen. Der Birkenporling kann etwa 30 Zentimeter breit werden.
Birkenporlinge entwickeln sich ausschließlich an Birken. Sie bewirken eine intensive Braunfäule, die die Standsicherheit binnen kurzer Zeit beeinträchtigen kann. Befallene Bäume müssen deshalb in der Regel aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden, insbesondere im innerörtlichen Bereich.
Birkenporlinge sind Gegenstand neuerer medizinischer Forschung. Man hat in ihnen antibakterielle und antivirale Inhaltsstoffe festgestellt und forscht zurzeit an Wirkstoffen gegen Krebs.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Januar 2023)