Pflanzen des Monats 2012

Dezember 2012

Die Blattflechte (Parmelia subrudecta)

 

Die meisten Blütenpflanzen befinden sich im Winter in einem Ruhestadium. Als „Pflanzen des Monats“ werden deshalb Arten vorgestellt, denen sonst wenig Beachtung geschenkt wird. In diesem Monat ist es ein Vertreter der Flechten (Lichenes). Dabei handelt es sich nicht um einheitliche Lebewesen. Flechten bestehen vielmehr aus einem Pilz und mindestens einer Alge, die die pflanzliche Komponente bildet. Die beiden Lebewesen sind aufeinander angewiesen und überleben allein nicht. Sie leben in einer Symbiose.

 

Parmelia subrudecta ist eine mittelgroße Blattflechte, deren Rosetten bis ca. 5 cm Durchmesser erreichen. Sie ist bläulich-grau gefärbt. Besonders an den Rändern älterer Blätter entstehen ovale, weißliche Aufbrüche (Sorale), die der vegetativen Fortpflanzung dienen.

 

Parmelia subrudecta wächst an der Borke freistehender Laubbäume. Sie ist bei uns weit verbreitet, aber nicht allzu häufig. Das abgebildete Exemplar wurde im „Garten der Natur“ in Winsen gefunden.

 


November 2012

Der Einjährige Knäuel (Scleranthus annuus)

Es gibt so gut wie keine Pflanzen, deren Hauptwachstumszeit in den November fällt. In diesem Monat blühen die Pflanzen unter günstigen Umständen noch, deren Hauptwachstums- oder Blütezeit bereits vergangen ist. Zu diesen zählt der Einjährige Knäuel aus der Familie der Nelkengewächse.

 

 

Der Einjährige Knäuel wird nur wenige Zentimeter hoch. Seine dichten Blütenstände (Name!) sitzen an den Enden der Triebe. Die winzigen Einzelblüten haben grüne, weiß gerandete Blütenblätter. Die Stängel wachsen aufrecht, sind sparrig verzweigt und tragen pfriemliche, fast nadelförmige Blätter.

 

Der Knäuel wächst meist auf trockenen Sand- oder lehmigen Sandböden, unter anderem an Ackerrändern. In letzter Zeit ist er durch Unkrautbekämpfung seltener geworden. Die Pflanze wird wegen ihrer geringen Größe allerdings häufig übersehen.


Oktober 2012

Der Efeu (Hedera helix)

Blühender Efeu
Blühender Efeu

Der Efeu ist ein Kletterstrauch, der sich mit Haftwurzeln an der jeweiligen Unterlage festhält und bis zu 20 Meter in die Höhe wachsen kann. Die dunkelgrünen, manchmal etwas fleckigen Blätter sind unterschiedlich gestaltet. Während sie bei Jungpflanzen 3-5lappig sind, haben blühreife Exemplare eiförmige, zugespitzte oder nur angedeutet buchtige Blätter.

 

Die Hauptblütezeit fällt in den Oktober. Dann sind die blühreifen Pflanzen voll von kleinen Dolden mit jeweils ca. 20 unscheinbaren, gelblich-grünen Einzelblüten. Insekten lieben die Efeublüten, weil sie so ziemlich als letzte im Jahr reichlich Nektar spenden. Besonders Schwebfliegen kann man am Efeu beobachten, aber auch Bienen und den Admiral-Falter.

 

Der Efeu wächst bei uns vor allem an Bäumen in feuchten Wäldern, aber auch als Bodendecker. Vorsicht, der Efeu ist für Menschen giftig! Besonders seine Frucht, eine schwarzblaue Beere, enthält das Gift „Hederin“. Manche Vogelarten, wie Amseln oder Mönchsgrasmücken, sind anscheinend resistent und verzehren die Beeren ohne negative Auswirkungen.  (Text und 3 Bilder von Dietrich Westphal, NABU Winsen)

 

Lappige Blätter von nicht blühendem Efeu
Lappige Blätter von nicht blühendem Efeu
Efeu-Blütenstand
Efeu-Blütenstand

September 2012

Die Rote Fetthenne (Sedum purpurascens)

Rote Fetthenne (C) Dietrich Westphal, NABU Winsen/Luhe
Rote Fetthenne (C) Dietrich Westphal, NABU Winsen/Luhe

Die Rote Fetthenne öffnet erst zu Ende des Sommers die Blüten, wenn die meisten anderen Blumen bereits verblüht sind. Sie ist eine bis zu 50 cm hohe Staude aus der Familie der Dickblattgewächse. Die kleinen roten Blüten stehen zu einer prächtigen Trugdolde vereint am mit fleischigen Blättern besetzten Stängel. Sie werden von vielen Bienen, Hummeln, Schmetterlingen und Schwebfliegen besucht, die hier Nektar und Pollen sammeln.

 

Das norddeutsche Flachland ist nicht gerade der bevorzugte natürliche Standort der Roten Fetthenne. Jedoch wird sie als Zierstaude viel angepflanzt und ist ein willkommener bunter „Tupfer“ im spätsommerlichen und herbstlichen Garten. Zudem ist sie eine alte Heilpflanze.

Rote Fetthenne (C) Dietrich Westphal, NABU Winsen/Luhe
Rote Fetthenne (C) Dietrich Westphal, NABU Winsen/Luhe

Juni 2012

Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acris)

Der Scharfe Mauerpfeffer wächst da noch, wo nur wenige Millimeter an Boden zur Verfügung stehen und wo es bei sommerlicher Sonnenstrahlung extrem trocken und für unsere Breiten sehr heiß werden kann. Als Dickblattgewächs (Crassulaceen) ist er gut an solche Bedingungen angepasst. Seine schuppenförmigen bis rundlichen Blätter können jede Menge Wasser speichern und der niedrige Wuchs reduziert die Verdunstung auf ein Minimum.

 

Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acris) (c) Dietrich Westphal, NABU Winsen (Luhe)
Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acris) (c) Dietrich Westphal, NABU Winsen (Luhe)

Den größten Teil des Jahres sind nur die grünen, manchmal rötlich überlaufenen, kissenartig wachsenden Triebe des Mauerpfeffers zu sehen. Ab Juni, mitunter bis in den August hinein, sind die Polster über und über mit kleinen gelben, in der großen Zahl aber doch sehr auffälligen Blüten bedeckt.


Mai 2012

Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi)

Auch eine der Pflanzen, die selten geworden sind. Früher färbten sich die feuchten Wiesen rot, wenn sie im Mai blühte, heute herrscht Einheitsgrün vor. Mit Glück kann man an Grabenrändern von nicht zu intensiv bewirtschaftetem Grünland noch einzelne Exemplare sehen.

selten gewordener Anblick: Kuckuckslichtnelken auf Feuchtwiese
selten gewordener Anblick: Kuckuckslichtnelken auf Feuchtwiese

Der Artname bezieht sich auf die Schaumklümpchen („Kuckucksspeichel“), die man häufig am oberen Teil der Stängel findet. Dabei handelt es sich aber um Ausscheidungen der Larve der Schaumzikade, die im Schutz des Schaumklümpchens lebt.

Kuckuckslichtnelke, Detailaufnahme
Kuckuckslichtnelke, Detailaufnahme

Text und Bilder: Dietrich Westphal, Winsen / Luhe


April 2012

Der Wiesen-Goldstern (Gagea pratensis)

Der Wiesen-Goldstern blüht bereits ab März, jedoch fällt die hauptsächliche Blütezeit meist in den April. Er ist ein kleines Liliengewächs, das die Kraft zur frühen Blüte aus einer überwinternden Zwiebel schöpft. Die leuchtend gelben Blüten sind in einem doldenähnlichen Blütenstand vereint, die Blätter sind grasartig.

Der Wiesen-Goldstern
Der Wiesen-Goldstern

Noch bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts trat der Wiesen-Goldstern örtlich so häufig auf, dass er als lästiges Unkraut empfunden wurde. Heute sind selbst solche Standorte überwiegend erloschen. Der Wiesen-Goldstern gilt als selten und fehlt großflächig ganz.

 

Text und Bilder: Dietrich Westphal, Winsen / Luhe


März 2012

Die Kornelkirsche (Cornus mas)

Ende des Winters, oft schon im Februar oder Anfang März, öffnen sich die Blüten der Kornelkirschen. Aus gemeinsamen Knospenhüllen recken sich ganze Dolden winziger gelblicher Blüten den ersten wärmenden Sonnenstrahlen entgegen.

Blüte der Kornelkirsche im Februar / März
Blüte der Kornelkirsche im Februar / März

Die Kornelkirsche ist ein Strauch, der zu den Hartriegelgewächsen zählt und auf günstigem Standort über 5 Meter hoch werden kann. Das Holz ist schwer und hart wie Horn (Cornu = Horn). Sie kommt zwar im norddeutschen Tiefland ursprünglich nicht vor, wurde und wird aber häufig angepflanzt, sowohl in Gärten als auch in Windschutz- und Wildhecken.

Die dunkelgrünen gegenständigen Blätter sind eiförmig mit ausgezogener Spitze und erscheinen erst nach der Blüte.

 

Die Früchte (die Kornelkirschen) sind vollreif meist dunkelrot, oval und etwa 2 Zentimeter lang. Sie werden von Vögeln gern gefressen und können auch zu einer wohlschmeckenden Marmelade verarbeitet werden. Sie eignen sich allerdings kaum für den Verzehr in rohem Zustand.

Früchte der Kornelkirsche
Früchte der Kornelkirsche

Zwarsind sie weder giftig noch unbekömmlich, jedoch so sauer, dass es einem die Löcher in den Strümpfen zusammenzieht. 

 

Text und Bilder: Dietrich Westphal, Winsen / Luhe


Februar 2012

Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa)

Kaum ein Gehölz, das früher im Jahr blüht als die Schwarz-Erle. Zum Leidwesen von Allergikern häufig schon im Februar. Erlen sind, wie alle Birkengewächse, einhäusig. Das heißt, es gibt rein männliche und rein weibliche Blüten am selben Baum.

windgebeugte Erlen
windgebeugte Erlen

Die männlichen Blüten sind mehrere Zentimeter lang und walzenförmig. Sie setzen schon beim ersten Frühlingssonnenschein ganze Wolken von Pollen frei. Die weiblich

en Blüten dagegen sind klein, oval und rötlich. Während die männlichen Blüten schnell vertrocknen und abfallen, wachsen die weiblichen zu grünen und später schwarzbraunen Früchten heran. Sie ähneln den Zapfen mancher Nadelbäume und enthalten eine Vielzahl winziger Samen, die im Winter von manchen Vögeln gern gefressen werden, zum Beispiel vom Erlenzeisig.

Erlenblüte
Erlenblüte

Die Zapfen sind nicht das einzige Einzigartige der Erle. So nehmen ihre Blätter keine bunte Herbstfarbe an, sondern fallen grün vom Baum. Und die Erle, die Feuchtigkeit, sogar Nässe liebt, ist die einzige Baumart, deren Wurzeln tief in den Gewässergrund hinein wachsen können, ohne zu verrotten. Sie ist deshalb als natürliche Uferbefestigung äußerst wichtig und beliebt.

 

Nicht zuletzt kann sich eine Erle zu einem sehr ansprechenden Gewächs entwickeln – schön wie eine chinesische Tuschezeichnung!

 

Text und Bilder: Dietrich Westphal, Winsen / Luhe


Januar 2012

Man sagt, Moose wachsen immer. Das ist zwar nicht ganz richtig, aber fast. Diese seit vielen Millionen Jahren auf der Erde existierenden Pflanzen sind äußerst anpassungsfähig, wenn wenigstens zeitweise genügend Wasser zur Verfügung steht. Die rund 1000 Arten, die in Deutschland vorkommen, haben nicht nur viele Lebensräume für sich erobert. Einige Arten, wie die Torfmoose, tragen durch die Bildung von Mooren maßgeblich zur Gestaltung der Landschaft selbst bei. Viele Arten sind hinsichtlich ihrer Ansprüche an Licht und Temperatur sehr genügsam, so dass sie auch im Winter wachsen. Wenn im Januar alles andere pflanzliche Leben erstarrt, wachsen Moose unterm Schnee und am Bachufer weiter.

 

Zwei Arten sind auf den Abbildungen zu sehen, ein Vertreter der Lebermoose (Gattung Pellia, Beckenmoos) und ein Laubmoos(Thuidium, Thuja-Moos).

Gattung Pellia, Beckenmoos
Gattung Pellia, Beckenmoos
Thuidium, Thuja-Moos
Thuidium, Thuja-Moos

Text und Bilder: Dietrich Westphal, Winsen / Luhe