Pflanzen des Monats 2013

Dezember 2013

Gelbflechte (Xanthoria sp.)

Familie: Gelbflechten, Ordnung: Blattflechten

Gelbflechte Xanthoria sp. Winsen, Dezember 2013
Gelbflechte Xanthoria sp. Winsen, Dezember 2013
Gelbflechte Xanthoria sp. Winsen, Dezember 2013
Gelbflechte Xanthoria sp. Winsen, Dezember 2013

Während des Winters werden die Blütenpflanzen knapp, die als Pflanzen des Monats präsentiert werden können. Aber andere Lebewesen wachsen trotz niedriger Temperatur und wegen der anhaltenden Feuchtigkeit auch und gerade in der kühlen Jahreszeit. Zu diesen zählen viele Moose und Flechten.

 

Flechten, diese Mischlebewesen aus Pilz und Algen, sind schwer zu bestimmen. Bei der hier gezeigten Art handelt es sich möglicherweise um Xanthoria parietina, aber sicher bin ich mir da nicht, wenn auch die Farbe und die breiten Randlappen dafür sprechen. Die „Lager“ dieser Flechte erreichen einen Durchmesser von 10 cm. Die Randlappen sind abgerundet und dem Ende zu verbreitert. Die Farbe ist variabel, von orangegelb bis gelblichgrün, wobei Flechtenlager im Schatten eher zu grünlichem Farbton neigen.

 

Viele Gelbflechten wachsen an nährstoffreichen Standorten, wie Borken von Bäumen in der Nähe landwirtschaftlicher Anwesen mit Tierhaltung und an Alleebäumen. Die Exemplare auf den Fotos habe ich auf der verwitternden und teilweise abbröckelnden Farbe eines eisernen Zaunes gefunden. Möglicherweise ernährt sich die Flechte von Stoffen, die aus der sich auflösenden Farbe frei werden.

Fotos und Text: Dietrich Westphal


November 2013

Schmalblättriges Greiskraut (Senecio inaequidens)

Familie: Korbblütengewächse

Entlang vieler Autobahnen, Straßen und Bahnlinien zeigen sich im Spätsommer und Herbst ganze Säume von hellgelben Blüten. Sie gehören zum Schmalblättrigen Greiskraut. Die Pflanze ist meist nur 20 bis 30 cm hoch, kann aber auch bis über 1 Meter Höhe heranwachsen. Die Blätter sind sehr schmal, so dass die ganze Pflanze zierlich wirkt. Die gelben Blüten stehen am Ende der Stängel in lockeren Rispen und haben einen Durchmesser von 1 bis 2 cm.

Das Schmalblättrige Greiskraut braucht nitratreichen, steinig-lockeren, humusarmen Untergrund. Dabei scheint die Pflanze auch mit Streusalzgaben zurecht zu kommen und wächst deshalb besonders häufig entlang von Bahn und Straßen.

Das Schmalblättrige Greiskraut ist keine heimische Pflanze, sondern wurde vermutlich schon vor vielen Jahrzehnten aus Südafrika eingeschleppt. In den letzten Jahren hat es sich geradezu explosionsartig entlang der Verkehrswege ausgebreitet.

 

Fotos und Text: Dietrich Westphal


Oktober 2013

Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum) 

Familie: Nachtschattengewächse

Vom Sommer bis weit in den Oktober hinein wächst der Schwarze Nachtschatten. Die kleinen Blüten dieses einjährigen, mehrere Dezimeter hoch werdenden Krautes erscheinen zu wenigen in einer Traube in den Achseln der oberen Blätter. Die fünf Blütenblätter sind weiß mit gelben Staubblättern. Die Blüten ähneln denen der Kartoffel, die auch zu den Nachtschattengewächsen gehört. Der verästelte Stängel trägt lang gestielte rautenförmige Blätter mit lappig-buchtigem Rand. Die bis zu einem Zentimeter durchmessenden runden Früchte sehen aus wie winzige Tomaten, nur dass sie reif nicht rot, sondern schwarz sind.

 

Der Schwarze Nachtschatten ist ein Acker-Wildkraut, das auf Hackfrucht-Äckern, in Gärten, an Mauern und Schuttplätzen gedeiht. Hohe Stickstoffgehalte und etwas Lehm im Boden sind der Pflanze zuträglich.

 

Viele Nachtschattengewächse enthalten giftige Alkaloide. Während aber reife Tomaten keine Giftstoffe mehr enthalten, sind diese auch in vollreifen Früchten des Schwarzen Nachtschattens durchaus noch enthalten. Zur menschlichen Ernährung taugen die überdies recht kleinen Früchte also nicht.

 

(Text und Fotos: Dietrich Westphal)


September 2013

Rühr-mich-nicht-an (Impatiens noli-tangere)

Familie: Balsaminengewächse

Diese auch unter dem Namen „Springkraut“ bekannte Pflanze ist ein einjähriges Kraut, das aber mehr als einen Meter hoch werden kann. Die ungefähr 5 cm langen Blätter sind schmal-eiförmig. Bis zu vier Blüten sind in Blütenständen zusammengefasst, die den Achseln der oberen Blätter entspringen. Die Blüten sind goldgelb gefärbt und laufen nach hinten in einen langen, oft gedrehten Sporn aus.

 

Das Rühr-mich-nicht-an braucht wenigstens feuchten, wenn nicht nassen, Lehm- oder Tonboden und ist eine typische Waldpflanze. Es wächst auf den im nördlichen Niedersachsen verbreiteten Sandböden nicht überall, bildet aber an den Wuchsorten individuenreiche Bestände. Zwei weitere Springkraut-Arten kommen bei uns vor, das Kleine Springkraut und das Indische Springkraut. Letzteres hat sich seit einigen Jahren enorm verbreitet.

 

Die reife Frucht des Rühr-mich-nicht-an, eine etwa 3 cm lange Kapsel, steht unter hoher Gewebespannung. Bei Berührung trennen sich die Fruchtblätter, rollen sich ein und schleudern die Samen meterweit aus.

 

(Text und Fotos: Dietrich Westphal)

 


August 2013

Der Rainfarn (Tanacetum vulgare)   Familie: Korbblütler

Im Hochsommer, wenn viele Blumen ihre Blütezeit bereits hinter sich haben, schmückt der Rainfarn Wegeränder und Brachflächen. Die Staude bildet zahlreiche Stängel, die über einen Meter hoch werden können und mit bis 20 cm langen farnähnlichen Blättern besetzt sind. Am Ende der Stängel stehen die Rispen mit den gelben Körbchenblüten, die so angeordnet sind, dass sie einen flachen, doldenähnlichen Blütenstand bilden.

 

Der Rainfarn ist bei uns überall häufig, wenn in dem Boden, auf dem er wächst, nur genügend Nährsalze, besonders Stickstoff, und ausreichend Feuchtigkeit vorhanden ist. Er besiedelt unter anderem Ufer von Gewässern, Wegränder, Ödland, lichte Stellen in Wäldern und Dämme.

 

Zerreibt man ein Blatt des Rainfarns zwischen den Fingern, ist ein intensiver aromatischer Geruch wahrzunehmen, der von den ätherischen Ölen der Pflanze herrührt. Früher wurde der Rainfarn als Heilpflanze genutzt. Davon ist jedoch abzuraten, weil er auch giftige Substanzen enthält. Die Insektenwelt indes profitiert in hohem Maße vom Rainfarn. Zu einer Zeit, wenn nur noch wenige andere Pflanzen blühen, ist er eine willkommene und anscheinend auch ergiebige Nahrungsquelle, die von Bienen, Hummeln, vielen Tag- und Nachtfaltern und von Schwebfliegen genutzt wird.

(Text und Fotos: Dietrich Westphal)


Juli 2013

Der Langblättrige Ehrenpreis (Veronica longifolia)

Familie: Rachenblütler

Der in den Monaten Juli und August blühende Langblättrige Ehrenpreis ist eine Staude, die bis über einen Meter hoch aufwächst. Seine Blätter sind gegenständig und bei 1 bis 2 cm Breite bis über 10 cm lang. Die Pflanze trägt am Ende des Stängels eine bis mehrere lange Blütentrauben mit zahlreichen hellblauen Blüten.

 

Der Langblättrige Ehrenpreis braucht wechselfeuchten Tonboden, möglichst in warmer Lage. Er ist insgesamt nicht häufig und wird in der Niedersächsischen Roten Liste (unter dem „neuen“ wissenschaftlichen Namen Pseudolysimachion longifolium) als „gefährdet“ geführt. In Teilen der Elbmarsch des Landkreises Harburg, so z.B. in der Ilmenau-Luhe-Niederung, findet man die Pflanze stellenweise entlang von Gräben oder am Rand feuchter Wiesen.

 

Ein weiterer Name des Langblättrigen Ehrenpreis ist „Blauweiderich“. Die Bezeichnung bezieht sich auf die langen Blätter, die denen verschiedener Weidenarten ähnlich sind. Es gibt noch weitere „Weideriche“, die zwar alle weidenähnliche Blätter haben, aber nicht näher miteinander verwandt sind. Beispiele sind der Blutweiderich (Weiderichgewächse), der Gilbweidereich (Schlüsselblumengewächse) und der Schotenweiderich (Nachtkerzengewächse).

(Text und Fotos: Dietrich Westphal)


Juni 2013

Die Hunds- oder Heckenrose (Rosa canina)  

Familie: Rosengewächse

Die Hundsrose ist ein kräftiger Strauch mit überhängenden Stämmchen und Ästen, die mit sichelartig gekrümmten Stacheln besetzt sind (Rosen haben entgegen landläufiger Meinung keine Dornen). Die Blätter sind gefiedert, die einzelnen Fiederblättchen sind bis 3 cm lang. Die 4 bis 5 cm durchmessenden Blüten stehen meist einzeln. Die fünf breiten Blütenblätter sind rosa, hellrosa oder weißlich gefärbt. Die Früchte (Hagebutten) sind zunächst grün und färben sich zur Reife im Herbst orangerot bis rot.

 

Die Heckenrose ist häufig und stellt keine großen Ansprüche an den Boden. Sie wächst aber auf tiefgründigem, steinigem Lehmboden am besten.

 

Im Lauf der Jahre wachsen Rosenbüsche zu durch den Stachelbesatz undurchdringlichen Dickichten heran, in deren Schutz viele verschiedene Vogelarten brüten und viele Tierarten Nahrung finden. Die Blüten werden von Insekten besucht und die Hagebutten werden von Vögeln und Nagetieren gefressen.

 

Text und 3 Fotos: D. Westphal (Juni 2013)


 

Mai 2013

 

Das Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis Familie: Kreuzblütler

Das Wiesenschaumkraut ist eine Staude, die bis zu einem halben Meter hoch wird. An den aufrechten Stängeln sitzen gefiederte Blättchen. Die 1 bis 2 cm durchmessenden Blüten sind rein weiß oder rosa bis violett und sitzen in einer Traube am Ende des Stängels. Wie alle Kreuzblütler hat auch das Wiesenschaumkraut 4 Blütenblätter pro Blüte.

 

Lebensräume des Wiesenschaumkrautes sind feuchte, oft nährstoffreiche Wiesen und Weiden. Früher war es sehr häufig und prägte das Bild der Wiesen. Im Zuge der Intensivierung der Nutzung in den letzten Jahrzehnten, insbesondere durch frühe und häufige Mahd, ist das Vorkommen dichter Bestände selten geworden.

 

An den Stängeln des Schaumkrautes finden sich oft die schaumig-speichelähnlichen Hüllen der Schaumzikade bzw. deren Larven („Kuckucksspucke“). Möglicherweise wurde die Pflanze danach benannt. Vielleicht geht der Name aber auch auf die ehemalige Häufigkeit des Wiesenschaumkrautes zurück, das eine Wiese zur Blütezeit wie mit Schaum bedeckt aussehen ließ.

(Text und Fotos: Dietrich Westphal)


April 2013

Die Vogelkirsche (Prunus avium)   Familie: Rosengewächse

Vogelkirsche, Winsen, April 2009 (D. Westphal)
Vogelkirsche, Winsen, April 2009 (D. Westphal)
Vogelkirsche, Winsen, Juni 2011 (D. Westphal)
Vogelkirsche, Winsen, Juni 2011 (D. Westphal)

Die Vogelkirsche ist ein Baum, der auf gutem Boden, also etwa da wo auch Buchen wachsen, eine Höhe von 30 Metern erreichen kann. Das Holz der dicken Stämme älterer Vogelkirschen ist wegen seiner attraktiven Maserung und seiner großen Härte als Möbelholz beliebt und entsprechend wertvoll.

 

Die rein weißen Blüten sind lang gestielt und erscheinen zu mehreren kurz vor dem Laubaustrieb in doldenähnlichen Blütenständen. Sie sind eine wichtige Nahrungsquelle für viele Insekten, wie Bienen, Hummeln und verschiedene Schmetterlinge, zumal da die Vogelkirsche im April zu den ersten üppig blühenden Gehölzen zählt. Die im Juni reifenden Kirschen sind zwar klein, aber äußerst aromatisch. Das Fruchtfleisch und auch die Kerne werden von vielen Vogelarten verzehrt. Aber auch Mäuse ernähren sich insbesondere von den Kernen. Sie eignen sich durchaus auch zur Herstellung von Saft und Marmelade für den menschlichen Verzehr.

 

Die Vogelkirsche ist in Europa weit verbreitet, braucht jedoch nährstoffreiche und frische Böden. Große Exemplare kommen deshalb bei uns nicht überall vor.

 

Die Vogelkirsche ist die Stammform der Süßkirschen, die in zahlreichen Sorten angebaut werden.


März 2013

Die Hohe Primel (Primula elatior)

Hohe Primel, März 2010, Winsen, Garten der Natur (D. Westphal)
Hohe Primel, März 2010, Winsen, Garten der Natur (D. Westphal)

Im März recken sich die Blütenschäfte der Hohen Primel der Sonne entgegen. Sie tragen jeweils um die 10 blassgelbe, etwa 2 cm durchmessende Blüten mit je 5 Blütenblättern, die alle überwiegend zu einer Seite ausgerichtet sind (einseitswendig). Die Blätter stehen am Grund in einer Rosette und sind bis 20 cm lang. Sie sind auf der Oberseite dunkelgrün und ausgeprägt runzelig.

 

Die Hohe Primel ist eine Staude, die auf Wiesen und in lichten Wäldern wächst. Sie braucht humosen und nährstoffreichen Boden, der gut mit Wasser versorgt ist.

 

Die Hohe Primel findet in Norddeutschland nicht überall gute Wuchsbedingungen. So fehlt sie auf den bei uns verbreiteten sandigen Böden. Man trifft sie hier vor allem in Bruch- und Auenwäldern an. Auch im „Garten der Natur“ in Winsen gibt es einen kleinen Bestand – der dort allerdings angepflanzt wurde.


Februar 2013

Das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis)

Im Februar ist die Auswahl der blühenden Pflanzen noch sehr gering. Das Schneeglöckchen aus der Familie der Narzissengewächse (Amaryllidaceae) ist sicherlich die bekannteste von diesen extremen Frühblühern. Es macht seinem Namen alle Ehre. Zwar stockt das Wachstum der Pflanze bei Wintereinbrüchen, aber ihm können auch zweistellige Minusgrade nichts anhaben – sobald die Temperatur ansteigt, wächst es einfach weiter.

 

Die Kraft zum Wachsen nimmt das Schneeglöckchen aus einer nur ca. 1 cm durchmessenden Zwiebel, die geschützt im Boden liegt. Jede Zwiebel bringt zwei blaugrüne Blätter und etliche auch eine an einem dünnen Stängel eine hängende Blüte hervor. Sechs Blütenblätter sind vorhanden, von denen drei rein weiß und etwa 2 Zentimeter lang sind, während die anderen drei nur ungefähr einen Zentimeter messen, innen grün gestreift sind und am äußeren Ende einen grünen Fleck tragen.

 

Das Schneeglöckchen ist eine beliebte Gartenpflanze, obwohl es, wie für Narzissengewächse typisch, verschiedene Giftstoffe (u.a. Alkaloide) enthält. „Gefährlich“ ist die Pflanze deshalb aber wohl kaum, denn wer kommt schon auf die Idee, Schneeglöckchen zu essen…


Januar 2013

Das Judasohr (Auricularia auricula-judae)

Das Judasohr
Das Judasohr

Das Judasohr ist ein Pilz. Früher zählte man die Pilze zu den niederen Pflanzen (schließlich muss man sich nach ihnen bücken). Aber, Spaß beiseite, seit geraumer Zeit ist bekannt, dass Pilze neben Tieren und Pflanzen ein eigenes Organismenreich bilden. In der Reihe „Pflanze des Monats“ handelt es sich also bei dem Judasohr um eine Anleihe aus dem Reich der Pilze.

 

Im Gegensatz zu den meisten „echten“ Pflanzen wächst eine ganze Reihe von Pilzen während der kalten Jahreszeit, darunter auch das Judasohr. Man findet den Pilz bei uns ausschließlich am toten Holz alter Holunderstämme. Er wächst praktisch ohne Stiel aus dem Holz, ist bräunlich gefärbt und becher- bis ohrförmig bei einem Durchmesser von ca. 5 cm und mehr. Das Judasohr zählt zu den Ständerpilzen und ist damit trotz der abweichenden Form ein Verwandter von Champignon und Steinpilz.

 

Das Judasohr ist essbar, wenn auch ziemlich „geschmacksneutral“. In der europäischen Küche wird es kaum verwendet. Es ist aber Bestandteil vieler asiatischer Gerichte und so mag es sein, dass viele Gäste chinesischer Restaurants unwissentlich „Judasohr“ zu sich genommen haben.