Pflanze des Monats

Für jeden Monat hat unsere NABU-Gruppe eine Pflanze ausgewählt, die bekannter gemacht werden soll. Vor allem zur Winterszeit, wenn wachsende oder gar blühende Pflanzen eher selten sind, stellen wir aber auch mal einen Pilz vor.

 

Es handelt sich meist um Pflanzen (oder Pilze), die überall zu finden sind und oft auch im Garten der Natur wachsen. Der "Garten der Natur" befindet sich in Winsen auf dem ehemaligen Gartenschau-Gelände und wird von uns angelegt und weiterentwickelt als gärtnerische Anlage mit natürlichen und naturnahen Elementen. 


Dezember 2021

 

Winter-Schachtelhalm (Equisetum hyemale)

 

Familie: Schachtelhalmgewächse, Equisetaceae

 

In manchen Laubwäldern, da wo auf feuchtem Untergrund Eichen und Buchen wachsen, findet man gelegentlich den Winter-Schachtelhalm, der nur aus einem aufrechten Halm besteht. Meist tritt er in größeren Beständen auf, die besonders zur kalten Jahreszeit durch ihre grüne Färbung auffallen, wenn die meisten anderen Pflanzen abgestorben sind oder ihr Laub abgeworfen haben.

 

Winter-Schachtelhalm, Bestand. 3. Dezember 2021, Winsen
Winter-Schachtelhalm, Bestand. 3. Dezember 2021, Winsen

 

Der Winter-Schachtelhalm wächst aufrecht, wird bis 1,3 Meter groß, bleibt meist aber deutlich kleiner. Der Durchmesser beträgt einen halben bis einen Zentimeter. Die Stängel sind, wie bei Schachtelhalmen üblich, gegliedert und weisen fast nie Verzweigungen auf. Die Stängelscheiden zwischen den Gliedern sind charakteristisch weiß-schwarz geringelt. Ein Teil der Stängel trägt im Sommer Ähren, in denen sich Sporen bilden. Ähren tragende und unfruchtbare Stängel unterscheiden sich ansonsten nicht.

 

Winter-Schachtelhalm, nächstjährige "Ähre".  3. Dezember 2021, Winsen
Winter-Schachtelhalm, nächstjährige "Ähre". 3. Dezember 2021, Winsen
Winter-Schachtelhalm, schwarz-weiße Ringelung der Stängelscheiden. 3. Dezember 2021, Winsen
Winter-Schachtelhalm, schwarz-weiße Ringelung der Stängelscheiden. 3. Dezember 2021, Winsen

 

Der Winter-Schachtelhalm ist nicht häufig, doch wächst er, wo man ihn findet, meist in größeren Beständen. Er braucht feuchten Untergrund, wie Auenwälder, Quellmoore und weitere Waldtypen, in denen das Grundwasser zeitweise hoch ansteht. Er ist sowohl in Europa und Asien als auch Nordamerika weit verbreitet. Bei uns ist der Winter-Schachtelhalm auch wegen der fortschreitenden Entwässerung seiner Lebensräume selten. Gemäß Roter Liste für Niedersachsen gilt er als gefährdete Art.

 

(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Dezember 2021)

 

 

 

November 2021

 

Geruchlose Kamille (Tripleurospermum inodorum)

 

Familie: Korbblütengewächse, Asteraceae

 

Die Geruchlose Kamille ist einer von diesen Dauerblühern, deren Blüten man von Juni bis in den November hinein findet, jedenfalls solange noch kein stärkerer Frost übers Land gegangen ist. Unter anderem Dank dieser wackeren Gewächse ist überhaupt möglich, auch zu fortgeschrittener Jahreszeit eine „Pflanze des Monats“ zu präsentieren.

 

Geruchlose Kamille. Tönnhausen, 29. Oktober 2019
Geruchlose Kamille. Tönnhausen, 29. Oktober 2019

 

Die Geruchlose Kamille (auch Falsche Strandkamille genannt) ist eine einjährige krautige Pflanze, die je nach Bedingungen des Standorts ganz verschieden groß werden kann. Da gibt es Exemplare, die weniger als 20 Zentimeter hoch wachsen und andere, die bis 80 Zentimeter Höhe erreichen. Der Stängel ist aufrecht oder leicht gebogen und nur in der oberen Hälfte locker verzweigt. Die Blätter stehen wechselständig am Stängel und sind zwei- bis dreifach geteilt, geradezu in lange pfriemliche Zipfel zerschlitzt. Die Blüten sitzen am Ende des Stängels bzw. an den Enden seiner Verzweigungen. Was landläufig als „Blüte“ bezeichnet wird, ist bei der Geruchlosen Kamille, wie bei allen Asteraceae, ein ganzer Blütenstand (Körbchen). Innen befinden sich viele gelbe röhrenförmige Scheibenblüten, die von 15 bis 30 Randblüten umgeben sind. Diese tragen nach außen gerichtete weiße „Zungen“. Die Blütenkörbchen haben insgesamt einen Durchmesser von 2,5 bis 4,5 Zentimetern.

 

Geruchlose Kamille, Blütenkörbchen. Tönnhausen, 29. Oktober 2019
Geruchlose Kamille, Blütenkörbchen. Tönnhausen, 29. Oktober 2019

 

Die Geruchlose Kamille bevorzugt nährstoffreichen und lockeren mehr oder minder sandigen Ton- und Lehmboden, der möglichst wenig Kalk enthalten sollte. Bei uns ist die Pflanze häufig entlang von Straßen und Wegen und auf Ackerflächen und Brachen zu finden. Die Art gilt als nicht gefährdet.

 

Wie der Name sagt, fehlt der Geruchlosen Kamille weitgehend der typische Duft der Echten Kamille. Selbst wenn man die Blütenkörbchen zerreibt ist kaum ein Geruch wahrzunehmen.

 

(Text und Bilder: Dietrich Westphal, November 2021)

 

 

 

Oktober 2021

 

Rote Borstenhirse (Setaria pumila)

 Familie: Süßgräser, Poaceae

 

Viele der heimischen Gräser sind eher unscheinbare Pflanzen. Nicht so die Rote Borstenhirse. Zum einen wächst sie auch an Straßen und Wegen auf Rabatten und Beeten in den Ortschaften und zum anderen ist sie mit teils über einem Meter Höhe und den langen Blüten- und Samenständen eine auffallende Erscheinung.

 

Rote Borstenhirse. Kleiner Bestand mit reifen Rispen. 3. Oktober 2021, Winsen
Rote Borstenhirse. Kleiner Bestand mit reifen Rispen. 3. Oktober 2021, Winsen

 

Die Rote Borstenhirse erreicht, je nach den Bedingungen, die der Standort bietet, eine Höhe von 10 Zentimetern bis 1,3 Metern. Die Stängel wachsen in Büscheln meist straff aufrecht. Die Blätter des Grases sind bis zu 30 Zentimeter lang und einen halben bis einen Zentimeter breit, oben rau und auf der Unterseite glatt. Der Blütenstand am Ende des Stängels ist etwa bleistiftdick, wirkt aber durch die zahlreichen gelblichen oder roten Borsten (Name!) erheblich breiter. Es handelt sich trotz des Aussehens nicht um eine Ähre, sondern um eine Rispe, denn die einzelnen Blüten (Ährchen) sitzen zu mehreren auf sehr kurzen Nebenästen und nicht direkt am Stängel. Die Rispe kann bis zu 15 Zentimeter lang werden.

 

Rote Borstenhirse. Teil der reifen Rispe nach Entfernung einige Ästchen. Man erkennt die Nebenäste mit den Samenkörnern. 3. Oktober 2021, Winsen
Rote Borstenhirse. Teil der reifen Rispe nach Entfernung einige Ästchen. Man erkennt die Nebenäste mit den Samenkörnern. 3. Oktober 2021, Winsen

 

Die Pflanze ist einjährig. Die gesamte Entwicklung vom Samenkorn bis zur nächsten Samenreife verläuft innerhalb einer Vegetationsperiode. Die Blütezeit fällt in die Monate Juli bis September. Jetzt im Oktober sind die Rispen reif und blassgelb verfärbt. Schon leichtes Schütteln an den Halmen genügt, um die ungefähr 3 Millimeter großen Samen herausfallen zu lassen.

Rote Borstenhirse, unreifer Blütenstand, 18. August 2017, Stelle
Rote Borstenhirse, unreifer Blütenstand, 18. August 2017, Stelle

 

Die Rote Borstenhirse bevorzugt lockeren und nährstoffreichen Sand- oder Lehmboden. Vielfach werden als Wuchsorte Äcker und Weinberge angeführt. Ich habe sie bei uns zumeist an Wegrändern, Bahndämmen und Brachflächen gefunden. Selbst auf Baumscheiben am Straßenrand kommt sie häufig vor. In Mittel- und Südeuropa ist dieses Gras weit verbreitet, kommt aber auch in Nordafrika und Teilen Asiens vor. Es kommt darüber hinaus in vielen Gebieten der Welt als eingeschleppter Neophyt vor.

 

Die Samen werden von verschiedenen Vogelarten gefressen. Man verwendet sie als Futter für Stubenvögel. Dafür wird die Rote Borstenhirse mancherorts sogar angebaut.

 

(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Oktober 2021)

 

September 2021

 

Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)

 

Familie: Korbblütengewächse, Asteraceae

 

Wir kriegen sie ja doch nicht wieder weg, also können wir sie bald mal als heimische Pflanze ansehen. Die Rede ist von der Kanadischen Goldrute, einer Pflanze aus Nordamerika, die nicht mehr ganz so neu in unserer Flora ist und in zusagenden Lebensräumen ziemlich dominant sein kann. Tatsächlich kennt man sie in Europa bereits seit Mitte des 17. Jahrhunderts.

 

Kanadische Goldrute, kleiner Bestand im Privatgarten. 3. September 2021, Winsen
Kanadische Goldrute, kleiner Bestand im Privatgarten. 3. September 2021, Winsen

 

Die Kanadische Goldrute ist eine ausdauernde krautige Pflanze, also eine Staude. Sie wird von 50 Zentimeter bis über 2 Meter hoch und wächst meist straff aufrecht. Der Stängel ist mit feinen Härchen besetzt und trägt fast auf ganzer Länge länglich-lanzettliche Blätter, die zur Spitze hin einen gesägten Rand haben. Am Ende des Stängels befindet sich ein verzweigter Blütenstand, dessen Äste dicht mit gelben Blütenkörbchen von kaum 5 Millimeter Durchmesser besetzt sind. Die Körbchen wiederum setzen sich aus einzelnen Blüten zusammen, wobei die Röhrenblüten in der Mitte von Zungenblüten am Rand umgeben sind.

 

Kanadische Goldrute, Teil des Blütenstandes. Die breiten Blätter sind von einer Zaunwinde. 3. September 2021, Winsen
Kanadische Goldrute, Teil des Blütenstandes. Die breiten Blätter sind von einer Zaunwinde. 3. September 2021, Winsen

 

Die Kanadische Goldrute ist eine Ruderalpflanze, die bevorzugt auf Schutt, Gewässerrändern, brach liegenden Äckern und Auwäldern zu finden ist. Dort wächst sie häufig in großer Zahl, mit der Tendenz, sich weiter auszubreiten. Die Pflanze bildet viele unterirdische Ausläufer und kann pro Stängel bis zu 19.000 Samen erzeugen. Das kann zur Verdrängung heimischer Pflanzen und Tiere führen. Andererseits ist die Goldrute für Blüten besuchende Insekten höchst wertvoll, weil sie Nektar und Pollen zu einer Zeit im Jahr spendet, in der nicht mehr viele andere Pflanzen blühen.

 

Kanadische Goldrute mit "Besuch". Hier eine Schwebfliege der Gattung Eristalis. 3. September 2021, Winsen
Kanadische Goldrute mit "Besuch". Hier eine Schwebfliege der Gattung Eristalis. 3. September 2021, Winsen

 

Die Kanadische Goldrute kommt in Europa auf zusagenden Standorten überall vor. Selbst im Gebirge trifft man sie bis in Höhen von ca. 1.200 Metern an.

 

 (Text und Bilder: Dietrich Westphal, September 2021)

 

 

August 2021

 

Pastinak (Pastinaca sativa)

 

Familie: Doldenblütengewächse, Apiaceae

 

Der Pastinak, auch die Pastinake genannt, ist allgemein als schmackhaftes Wurzelgemüse bekannt. Hier geht es um dessen Wildform, den Wiesen-Pastinak, der auch bei uns stellenweise anzutreffen ist.

 

Pastinak und andere Wildpflanzen am Wegrand. 25. Juli 2020, bei Evendorf
Pastinak und andere Wildpflanzen am Wegrand. 25. Juli 2020, bei Evendorf

 

Der Pastinak ist ein zweijähriges Kraut, das eine Wuchshöhe von über einen Meter, ja manchmal sogar über zwei Meter erreichen kann. Der gefurchte Stängel ist aufrecht und im Bereich der Blütenstände meist reich verzweigt. Die Blätter sind gefiedert. Die Blütenstände am Ende der Stängel und der Verzweigungen sind doppelte Dolden, das heißt, am Ende jedes der bis zu 20 Strahlen der Hauptdolde sitzt ein „Döldchen“, auf deren Strahlen die nur etwa zwei Millimeter durchmessenden Blüten sitzen. Es sind fünf gelbe, nach unten gerollte Blütenblätter vorhanden. Die Wurzel ist verdickt (besonders bei der Kulturform) und duftet intensiv nach Möhren.

 

Pastinak, Dolde mit Döldchen. 14. August 2017, Winsen
Pastinak, Dolde mit Döldchen. 14. August 2017, Winsen
Pastinak, Döldchen mit grünen Früchten. 14. August 2017, Winsen
Pastinak, Döldchen mit grünen Früchten. 14. August 2017, Winsen

 

Der Pastinak bevorzugt nährstoffreichen Lehm- oder Tonboden, der aber locker sein sollte. Bei uns findet man ihn meist an Straßenrändern, auf Böschungen, aber auch auf Wiesen und an Ackerrändern. Die Pflanze ist in Europa weit verbreitet, wächst aber bei uns nur stellenweise häufiger (Ein Fundort bei Winsen liegt am Straßenrand auf dem Hausdeich gegenüber dem ehemaligen Furnierwerk). In der „Flora des Landkreises Harburg“ wird die Pastinake als „selten“ geführt. In Niedersachsen gilt sie gemäß Roter Liste aber nicht als gefährdet.

 

Am Geschmack des Gemüse-Pastinak scheiden sich anscheinend die Geister. Mal wird der Wohlgeschmack, nach Sellerie und Fenchel, gepriesen, mal wird der Geschmack als „penetrant möhrenartig“ bezeichnet.

 

(Text und Bilder: Dietrich Westphal, August 2021)

 

Juli 2021

 

Gewöhnliche Ochsenzunge (Anchusa officinalis)

 

Familie: Raublattgewächse, Boraginaceae

 

Die Gewöhnliche Ochsenzunge, auch nur „Ochsenzunge“ oder Gemeine Ochsenzunge genannt, zählt zu den typischen Ackerwildkräutern, denen man wegen des Einsatzes von Herbiziden in der Landwirtschaft und bei der „Pflege“ von Straßenrändern und Wegen immer seltener begegnet.

 

Gewöhnliche Ochsenzunge, Teil des Blütenstandes und obere Stängeblätter. Fahrenholz, 2. Juli 2021
Gewöhnliche Ochsenzunge, Teil des Blütenstandes und obere Stängeblätter. Fahrenholz, 2. Juli 2021

 Die Gewöhnliche Ochsenzunge wächst als zweijähriges Kraut oder als mehrjährige Staude. Sie erreicht eine Höhe von über einem halben Meter. Der meist nur im Bereich des Blütenstandes verzweigte Stängel ist häufig bläulich-grün und behaart. Die um die 10 Zentimeter langen und etwa 2 Zentimeter breiten Blätter sind im unteren Teil des Stängels mit Blattstielen versehen und oben sitzend. Sie sind mit ihrer „Zungenform“ der Namengeber für die Pflanze. Der wie eine Rispe verzweigte Blütenstand enthält viele, oft dutzende von Einzelblüten. Diese sind zwittrig, knapp einen Zentimeter breit und bestehen aus jeweils fünf Kelch- und Kronblättern, die am Grund zu einer Kronröhre verwachsen sind. Die Blütenfarbe frischer Blüten ist zunächst rot und verfärbt sich dann zu einem satten blauviolett.

 

Gewöhnliche Ochsenzunge, Einzelblüten. Fahrenholz, 2. Juli 2021
Gewöhnliche Ochsenzunge, Einzelblüten. Fahrenholz, 2. Juli 2021

 

Die Gewöhnliche Ochsenzunge ist im östlichen Mitteleuropa weit verbreitet und kommt stellenweise auch in Westeuropa vor. Sie bevorzugt trockene Standorte, wie Weg- und Ackerränder, Dünen und Magerrasen. Bei uns gilt sie gemäß „Flora des Landkreises Harburg“ als sehr selten und so ist es kein Wunder, dass ich in der Umgebung von Winsen trotz intensiver Suche kein Exemplar für weitere Fotos finden konnte. In der Roten Liste für Niedersachsen wird sie als „gefährdet“ geführt.

 

Gewöhnliche Ochsenzunge mit Besuch durch eine Honigbiene. Fahrenholz, 2. Juli 2021
Gewöhnliche Ochsenzunge mit Besuch durch eine Honigbiene. Fahrenholz, 2. Juli 2021

 

Früher wurde die Ochsenzunge als Heilpflanze verwendet. Das ist nicht mehr der Fall, denn Teile der Pflanze sind giftig und krebserregend.

 

(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Juli 2021)

 

 

Juni 2021

 

Pfeilkresse (Lepidium draba)

 

Familie: Kreuzblütengewächse, Brassicaceae

Die Pfeilkresse, auch Gewöhnliche Pfeilkresse oder Herzkresse genannt, ist eine Staude von 30 bis 60 Zentimeter Höhe. Sie hat eine kräftige Pfahlwurzel, die eine Reihe von Ausläufern (Rhizome) bildet. An den Rhizomen bilden sich Tochterpflanzen, so dass die Pfeilkresse meist in „Herden“ auftritt. Die einzelnen Stängel wachsen aufrecht und sind im Bereich des Blütenstandes verzweigt. Die Stängel sind wechselständig mit Blättern besetzt. Dabei sind die unteren Blätter bis zu 15 cm lang und 5 cm breit, während die oberen oft wesentlich kleiner sind. Allen gemeinsam ist das Fehlen eines Blattstiels. Vielmehr sitzen die Blattspreiten direkt am Stängel und umfassen ihn mit ihrem herz- oder pfeilförmigen Grund. Der Blütenstand bildet einen dichten, oben abgeflachten Schirm mit zahlreichen Einzelblüten. Diese haben die für Kreuzblütler typischen vier Blütenblätter und einen Durchmesser von kaum mehr als einen halben Zentimeter. Die Blütenfarbe ist weiß, so dass ein größerer Bestand der Pfeilkresse wie mit Schaum bedeckt wirkt.

 

Pfeilkresse. Helgoland (Oberland), Juni 2021
Pfeilkresse. Helgoland (Oberland), Juni 2021
Pfeilkresse, Blütenstand mit Knospen und offenen Blüten. Helgoland (Oberland), Juni 2021
Pfeilkresse, Blütenstand mit Knospen und offenen Blüten. Helgoland (Oberland), Juni 2021

 

Die Pfeilkresse stammt angeblich aus dem Mittelmeergebiet, wurde aber bereits vor Jahrhunderten auch in Deutschland gefunden. Sie ist eine typische Pflanze der Wegränder, Bahndämmen und Hafenanlagen und kommt bevorzugt in klimabegünstigten Bereich mit geringem jährlichem Niederschlag und humusarmem Boden vor. In der Norddeutschen Tiefebene gibt es nur verstreute Vorkommen, meist entlang der Flüsse. Aus dem Landkreis Harburg liegt eine Handvoll Meldungen vor, an der Elbe und am Bahndamm bei Winsen. In den Mittelgebirgen dagegen ist die Art stellenweise durchaus häufig. In Niedersachsen gilt die Pfeilkresse als nicht gefährdet.

Auf der Insel Helgoland, wo die hier verwendeten Fotos gemacht wurden, gibt es große Bestände der Pfeilkresse. Die abertausenden von Blüten verströmen dort im Mai und im Juni einen honigartigen Wohlgeruch.

(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Juni 2021)

 

 

Mai 2021

 

Gewöhnlicher Reiherschnabel (Erodium cicutarium)

 

Familie: Storchschnabelgewächse, Geraniaceae

 

Der Name dieser Pflanze ist Programm. Dabei geht es nicht um Blüte oder Blatt, sondern um die Früchte, die zu spitzen und ziemlich langen Schnäbeln heranwachsen.

 

Gewöhnlicher Reiherschnabel, "Fruchtschnäbel". Bleckede, Mai 1993
Gewöhnlicher Reiherschnabel, "Fruchtschnäbel". Bleckede, Mai 1993

 

Der Gewöhnliche Reiherschnabel, auch Schierlings-Reiherschnabel genannt, ist ein einjähriges, manchmal zweijähriges Kraut, das zunächst eine flach am Boden ausgebreitete Blattrosette bildet und danach, je nach Standort, bis etwa 30 Zentimeter empor wächst. Pflanzen auf exponierten, trockenen Standorten erheben sich oft nur wenige Zentimeter über den Boden. Die Stängel sind behaart und die Blätter sind, wie die der Blattrosette, mehrfach fiederteilig. Zwei bis zehn Blüten bilden eine Dolde, die auf einem recht langen Blütenstängel sitzt. Die Blüten haben einen Durchmesser von etwa 15 Millimetern und besitzen fünf rosafarbene oder lila Blütenblätter. Die sich nach der Bestäubung entwickelnden „Fruchtschnäbel“ werden bis 40 Millimeter lang und sind während der Reife zurückgebogen wie ein Reiherhals.

 

Gewöhnlicher Reiherschnabel, Tangendorf, Mai 2015
Gewöhnlicher Reiherschnabel, Tangendorf, Mai 2015
Gewöhnlicher Reiherschnabel, einzelne Blüten. Tangendorf, Mai 2015
Gewöhnlicher Reiherschnabel, einzelne Blüten. Tangendorf, Mai 2015

 

Der Reiherschnabel ist eine Pionierpflanze, die trockenen Sandboden bevorzugt, aber auch auf steinigem Substrat oder lockerem Lehmboden wächst. Er ist typisch für Halbtrocken- und Magerrasen und wächst u.a. an Wegen, im Brachland und an Binnendünen. Selbst auf dem Schotter von Bahntrassen kommt er zurecht.

 

Der Gewöhnliche Reiherschnabel kommt bei uns auf geeigneten Flächen überall vor und ist weltweit verbreitet.

 

 (Text und Bilder: Dietrich Westphal, Mai 2021)